Softwaretester – Berufsbild und Aufgaben

 

Katharina Bader, Softwaretesterin bei umlaut im Interview mit Ulrike Hlawatsch, Leiterin der Prozesswerk Akademie

Katharina Bader ist Softwaretesterin für einen Automobilhersteller in Süddeutschland und Mitarbeiterin von umlaut am Standort Heimsheim. Katharina ist promovierte Chemikerin im Bereich Spektroskopie und schon immer an Software interessiert gewesen. Ulrike Hlawatsch ist diplomierte Elektroingenieurin und seit vielen Jahren in der Automobilbranche in der Systems Engineering Beratung tätig. Seit Sommer 2021 leitet sie die Prozesswerk Akademie.

Katharina, was ist Software Testing?

Softwaretester ist ein Job der IT-Branche. Einfach gesagt, testet ein Softwaretester neue Software auf Bugs. Die Motivation und der Antrieb dabei ist es, Fehler zu finden, damit die Anwendung dann entsprechend verbessert werden kann. Etwas genauer gesagt, geht es um das Verifizieren und Validieren einer Software oder Teilen davon. Beim Verifizieren prüft der Softwaretester, ob die Software das tut, was sie tun soll. Beim Validieren geht es darum, ob die Software es auch korrekt macht. Es gibt unterschiedliche Arten des Testens je nach Entwicklungsstufe der Software. Man spricht von White-Box- und Black-Box-Tests. White-Box-Tests finden sehr nahe an der Software Entwicklung statt. Im Fokus steht dabei der Code und welche Teile der Software für einen Fehler verantwortlich sind. Ich beschäftige mich mit Black-Box-Tests, welche die Software aus Anwendersicht prüfen. Die Fragestellungen hierbei sind „Erfüllt die Software die Anforderungen?“ und „Wo könnte sich der Kunde ärgern?“ (wenn die Fehler nicht behoben werden würden). Das Besondere bei der Arbeit ist für mich, dass ich auch in den Genuss komme, das mit der Software verbundene Produkt testen zu können. In meinem Fall sind das hochwertige Elektroautos.

Wie bist Du Softwaretesterin geworden?

Ich komme ursprünglich aus einer ganz anderen Richtung. Nach meinem Diplom habe ich in der physikalischen Chemie im Bereich Spektroskopie (also im weitesten Sinne Messtechnik) promoviert. Dabei war ich schon immer am Programmieren interessiert und habe mich mit Matlab und C++ beschäftigt. Dadurch war für meine spätere Tätigkeit ein Softwarebezug gegeben. Nach meiner Doktorarbeit bin ich in die Automobilbranche gewechselt und dort ins Testing. Die Basis für meine Arbeit als Softwaretesterin ist Interesse an Software im Allgemeinen und technisches Verständnis. Eine Begeisterung für die jeweilige Branche, in meinem Fall der Automotive Bereich, ist sicherlich ebenfalls hilfreich.

Welche Aufgaben hast Du als Softwaretesterin?

Man unterscheidet in der Theorie zwischen dem Test Engineer, dem Development Engineer, dem Test Analysten und dem Test Manager. Bei umlaut sind die Rollen nicht klar abgegrenzt, wodurch ich ein breites Spektrum an Aufgaben habe und sich meine Arbeit sehr vielfältig gestaltet. Der Kern meiner Arbeit ist es, Anforderungen zu lesen und zu verstehen und darauf basierend Tests zu spezifizieren, durchzuführen, zu analysieren und entsprechend zu dokumentieren. In frühen Entwicklungsphasen wird auch ein Testkonzept erstellt, die Testinfrastruktur muss aufgebaut und Messgeräte ausgewählt werden. Die Dokumentation der Fehler ist ein weiterer Bestandteil meiner Arbeit und sehr wichtig für die weitere Entwicklung, insbesondere in großen Projekten mit vielen Beteiligten!

Die Erstellung von Berichten über die Testergebnisse und die revisionssichere Ablage der Testdaten ist ebenso essenziell. Gemäß unserem Slogan „umlaut. adds something on töp“ unterstützen meine Kolleg*innen und ich beim Finden von möglichen Fehlerursachen der Softwarebugs, auch wenn dies streng genommen eher zum Aufgabenspektrum der Software Entwickler gehört. Ich arbeite aktuell in einem agilen Team bestehend aus vier Software Testern mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben. Unsere Aufgabe ist es, durch die Tests zu einer möglichst fehlerfreien Lauffähigkeit von Software für laderelevante Steuergeräte in der e-Mobility beizutragen. Die Software wird in unserem Fall von einem Zulieferer entwickelt, mit denen unser Team ebenfalls in einem engen Austausch steht. Eine gute Kommunikation zu verschiedensten internen und externen Unternehmen und Projektpartnern ist in meiner Arbeit essenziell – wobei dies sehr projektspezifisch ist, denn klassischerweise übernimmt wohl eher ein Testmanager diesen Part. Wir arbeiten nach klassischen Projektmanagement-Methoden und agil nach SCRUM, was uns beim Test der neuesten Softwareversionen und der internen Weiterentwicklung der Programmierung von automatisierten Tests hilft.

Für die Arbeit als Softwaretesterin ist eine hohe Flexibilität notwendig, vor allem in den frühen Entwicklungsphasen. Dort sind die Randbedingungen oft nicht klar und es treten noch eine Vielzahl von Bugs auf. Das hat zur Folge, dass es bedingt durch iterative Bugfixings tendenziell mehr abzutestende Softwareversionen gibt als in späteren Entwicklungsstadien. Ein inkrementelles Vorgehen mit geplanten Meilensteinen hat man eher am Ende des Projektes. Dort kommen dann z.B. auch Rückmeldungen vom Kundendienst zu Softwarefehlern. Die Arbeit ist also sehr abwechslungsreich und wandelt sich mit dem Fortschreiten des Entwicklungsstadiums des Produktes. Wenn man jeden Tag das Gleiche machen will, dann sollte man kein Softwaretester werden!

Welche Hard und Soft Skills benötigt man als Softwaretester?

Ein Software Tester sollte folgende Soft Skills mitbringen: Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit, analytisches Denken, Verständnis für technische Zusammenhänge, Hartnäckigkeit, Freude an Herausforderungen und eine hohe Belastbarkeit. Was die Hard Skills anbelangt, sind ein abgeschlossenes Studium in der IT und fachliches Know-how wünschenswert.

Was macht ein Test Engineer, was macht ein Test Analyst?

In Abgrenzung zum Softwaretester, welcher Tests ausführt, die Ergebnisse bewertet und dokumentiert, ist der Beruf des Test Engineers z.B. zusätzlich für die Testautomatisierung zuständig und unterstützt den Testmanager bei verschiedenen Aufgaben wie z.B. Test Design, der Erstellung eines Testplanes, oder der Auswahl geeigneter Test Werkzeuge. Der Test Analyst agiert als Stratege in der Unterstützung des Testmanagers. Er hat die Risiken des Produkts im Blick und fokussiert die Tests auf die Risiken. Er formuliert entsprechende Anforderungen an die Tests in iterativen Zyklen. umlaut denkt in Talenten, weniger in Rollen und Stellenbeschreibungen. Deshalb hat man bei uns die Möglichkeit, Tätigkeiten aus verschiedenen Rollen im Software Testing auszuführen. Wir arbeiten im Team und hier hat jeder unterschiedliche Fokusbereiche und überlappende Aufgabengebiete. Wir ergänzen uns sehr gut und die Diversität im Team hilft ungemein beim Bewältigen der vielfältigen Aufgaben im Software Testing!

Wo kann man als Softwaretester arbeiten?

Da es heute kaum noch Bereiche ohne Software gibt, hat man bei der Jobsuche ein weites Spektrum an Branchen und Produkten. Arbeiten kann man prinzipiell überall dort, wo Software entwickelt oder verkauft wird. Alternativ arbeitet man bei Dienstleistern wie umlaut, die sich auf das Testen von Software spezialisiert haben. Als externe Dienstleister haben wir einen anderen Blick auf Software-Produkte als beispielsweise deren Entwickler, wodurch eine Unvoreingenommenheit der Tests sichergestellt wird. Der Arbeitsort variiert bei Projekten im e-Mobility Bereich: automatisierte oder manuelle Tests an Prüfständen können vor Ort und remote durchgeführt werden, also im Büro oder Homeoffice. Tests am Fahrzeug wiederum können die Präsenz der Tester*innen am Standort des Herstellers erfordern. Software Tests können auch auf Erprobungen durchgeführt werden und gerade bei Elektrofahrzeugen sind aufgrund unterschiedlichster Normen und Ladeinfrastrukturen weltweite Tests üblich. Wer gerne reist und unterwegs ist, findet hier sicher eine bereichernde Tätigkeit.

Wie wertvoll war die ISTQB Zertifizierung für Dich?

Ich habe die Zertifizierungsprüfung nach zwei Jahren aktiver Tätigkeit als Softwaretester abgelegt. Durch die Fortbildung konnte ich feststellen, dass viele der per ISTQB definierten Tätigkeiten, Rollen und Abläufe bereits Tagesgeschäft unseres Projektteams sind. Das durch die Zertifizierung angeeignete Wissen hilft mir täglich, meine Arbeit zu reflektieren und ihre Qualität zu prüfen. Außerdem finde ich es ziemlich cool, dass ich nun international anerkannter Softwaretester bin. Wenn auch Sie sich für den Beruf des Software Testers interessieren, so absolvieren auch Sie unser Seminar zum ISTQB® Certified Tester oder zum Automotive Software Tester und entwickeln Sie sich beruflich weiter!


Katharina Bader ist Software Testerin für einen Automobilhersteller in Süddeutschland und Mitarbeiterin von umlaut am Standort Heimsheim. Katharina ist promovierte Chemikerin im Bereich Spektroskopie und schon immer an Software interessiert gewesen. Ulrike Hlawatsch ist diplomierte Elektroingenieurin und seit vielen Jahren in der Automobilebranche in der Systems Engineering Beratung tätig. Seit Sommer 2021 leitet sie die Prozesswerk Akademie.

© deagreez – stock.adobe.com

FAQ

Was macht man als Softwaretester?+

In der Theorie werden verschiedene Rollen unterschieden: Test Engineer, Development Engineer, Test Analyst und Test Manager. Bei Unternehmen ohne klare Abgrenzung dieser Rollen hat man ein breites Aufgabenspektrum, was die Arbeit sehr vielfältig gestaltet. Der Kern dieser Arbeit besteht darin, Anforderungen zu lesen und zu verstehen, um darauf basierend Tests zu spezifizieren, durchzuführen, zu analysieren und entsprechend zu dokumentieren.

Was muss man als Softwaretester können?+

Ein Softwaretester sollte über bestimmte Soft Skills verfügen, darunter Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit, analytisches Denken, Verständnis für technische Zusammenhänge, Hartnäckigkeit, Freude an Herausforderungen und eine hohe Belastbarkeit. Hinsichtlich der Hard Skills sind ein abgeschlossenes IT-Studium und fachliches Know-how wünschenswert.

Was versteht man unter Software Testing?+

Der Beruf des Softwaretesters gehört zur IT-Branche. Kurz gesagt, ist es die Aufgabe eines Softwaretesters, neue Software auf Fehler zu überprüfen. Das Hauptziel besteht darin, Fehler zu finden, um die Anwendung entsprechend zu verbessern. Genauer gesagt geht es um die Verifizierung und Validierung der Software oder ihrer Komponenten. Bei der Verifizierung überprüft der Softwaretester, ob die Software das tut, was sie tun soll. Bei der Validierung geht es darum, ob die Software dies auch korrekt ausführt.

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