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Lerntechniken

Wir lernen immer und überall und sind uns dessen oft gar nicht bewusst. Die Lernfähigkeit ist die Grundvoraussetzung des menschlichen Lebens. Es kann jedoch beim Lernen hilfreich sein, sich einige Hilfsmittel wie Lerntechniken anzueignen, um das aufgenommene Wissen langfristig zu speichern. Was Lerntechniken genau sind, welche Lerntechniken es gibt und welche Vor- und Nachteile gewisse Lerntechniken haben, erfahren Sie im Folgenden.

Lerntechniken – Definition

Lerntechniken unterteilt man in die Form des Lernens und der dabei angewandten Strategien. Beispiele sind hierbei das Visualisieren, wie die Lerntechnik, eine MindMap für einzuprägende Themen zu erstellen oder das Arbeiten mit Karteikarten. Lerntechniken werden gleichermaßen angewandt, wenn es um das Auswendiglernen, Wiederholen oder Üben geht.

Welche Lerntechniken gibt es?

Je nach Lerntyp (siehe unten) sind verschiedene Lerntechniken effektiver. Im Lernprozess kommt es final auf eine erfolgreiche Speicherung und insbesondere eine mühelose Abrufbarkeit der gelernten Inhalte an. Im Folgenden werden zwei bekannte Lerntechniken vorgestellt:

SQ3R

Die SQ3R-Lerntechnik geht auf den Pädagogen Francis Robinson zurück und hilft dabei, Textinhalte besser im Gedächtnis zu verankern. Diese Lerntechnik unterstützt dabei, die Struktur eines Textes und die damit verbundene logische Verknüpfung von Lerninhalten zu erfassen. Mithilfe persönlicher Fragestellungen soll die Lerntechnik an das eigene Vorwissen anknüpfen.
Der Name dieser Lerntechnik steht für folgende fünf Arbeitsschritte:

  • Survey – Gewinnung eines Überblicks
  • Question – Formulierung entstehender Fragen
  • Read – Lesen und Markieren
  • Recite – Rekapitulieren der Kernaussagen
  • Review – Repetieren der wichtigsten Aussagen

Loci-technik – Lerntechnik für Schüler und Studenten

Der Name dieser Lerntechnik leitet sich von dem lateinischen Wort „locus“ für Ort ab. Sie basiert auf der Annahme, dass Lerninhalte besonders effektiv in Erinnerung bleiben, wenn man sich die Inhalte bildlich in einem dreidimensionalen Raum vorstellt. In diesem Raum werden die Inhalte in der gewünschten Reihenfolge an markanten Orten platziert. Sobald die Inhalte mit bestimmten Orten verknüpft sind, können diese Orte gedanklich einfach abgelaufen werden. Die Loci-Technik ist vor allem geeignet für Schüler, die ein möglichst frei vorgetragenes Referat halten möchten. Mit dieser Lerntechnik gelingen Referate am besten! Aber sie stellt auch eine der Lerntechniken für Erwachsene dar, um sich an Informationen in einer bestimmten Reihenfolge zu erinnern.

Was sind die besten Lerntechniken und Lernmethoden?

„Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen“
Sokrates (griechischer Philosoph)
Jeder Berufstätige muss heutzutage neu dazulernen. Erwachsene lernen dabei anders als Kinder, Schüler oder Studenten – sie bringen bereits bestimmte Grundlagen und Erfahrungen mit. Der amerikanische Pädagoge Malcolm Shepherd Knowles (1913 – 1997), welcher besonderen Einfluss auf die Theorie der Erwachsenenbildung hatte, veröffentlichte Annahmen über die Art und Weise von Lernenden im Erwachsenenalter. Einige Faktoren spielen dabei eine entscheidende Rolle:

 

lerntechnik
Abbildung 1: Faktoren, die Lernende im Erwachsenenalter laut der Lerntheorie
von Malcolm Knowles auszeichnen

 

1. Lebensbezogene Lernbereitschaft
Erwachsene sind allgemein zum Lernen bereit, wenn ihre Lebenssituation ein entsprechendes Wissensbedürfnis schafft. Wenn gezeigt wird, welchen Wert die Lernthematik besitzt und wie dieses sich auf die Karriere und das Wissen auswirken kann, wird ein Lernender bereit und gewillt sein, sich zu engagieren und sich mit diversen Lerntechniken neues Wissen anzueignen.

2. Intrinsische Lernmotivation
Erwachsene sind in der Regel stärker zum Lernen motiviert, wenn es ihnen dabei hilft, Probleme zu lösen oder zu intrinsischen Belohnungen zu gelangen. Lernmotivation wird im Allgemeinen auf vier Einflüsse zurückgeführt:

  • a) Erfolg – Erwachsene wollen erfolgreiche Lernende sein
  • b) Willen – Erwachsene wollen beim Lernen die Wahl zwischen unterschiedlichen Handlungsalternativen haben
  • c) Wert – Erwachsene wollen Wissenswertes lernen
  • d) Vergnügen – Erwachsene wollen, dass das Lernen an sich Spaß bereitet

3. Lernerfahrungen und Vorkenntnisse
Jeder Erwachsene besitzt bereits persönliche sowie berufliche Erfahrungen, positive sowie negative. Von diesen kann er beim Lernen schöpfen. Die Vorkenntnisse des Lernenden stellen ebenso eine reiche Ressource für das Lernen dar. Vorerfahrungen können jedoch auch zu Bedingungen führen, die neues Lernen hemmen bzw. formen können. Allgemein kann dank einer gewissen Erfahrung eine mentale Kulisse kreiert werden, die es dem Lernenden einfacher macht, neue Informationen zu bereits vorhandenem Wissen hinzuzufügen.

4. Problemorientiertes Lernen
Erwachsene bevorzugen im Allgemeinen eine problemlösende Lernorientierung. Sie lernen am besten, wenn neue Informationen in Bezug auf das reale (Arbeits-)Leben dargeboten werden.

5. Selbstgesteuertes Lernen
Erwachsene suchen selbst aus, was sie wo und wann lernen. Sie können ihren Kenntnisstand, ihre Lernziele sowie ihren Lernerfolg selbst bewerten.

Wie kann man besser und effektiver lernen?

Das Lernen an sich und der resultierende Lernerfolg werden von vielen Faktoren beeinflusst. Neben der richtigen Lerntechnik und viel Übung sollten auch grundlegende Bedingungen für ein effektives Lernen beachtet werden: die mentalen sowie die physischen Voraussetzungen.

Mentale Voraussetzungen

1. Ziele und Erwartungen
Bevor es darum geht, mittels Lerntechnik ein neues Thema zu lernen, sollte man sich die Frage stellen, warum man dieses Thema lernen möchte, mit welchen Erwartungen geht man an das Thema heran und welches realistische Ziel wollen Sie damit erreichen. Dies schafft nicht nur einen ersten Überblick über die Thematik, sie setzen sich unterbewusst bereits analytisch mit dem Thema auseinander. Mit Hilfe einer klaren Zielstellung kann der Erfolg und die Effizienz des Lernens erheblich gesteigert werden.

2. Selbsteinschätzung
Eine erste Einschätzung, wie komplex ein zu lernendes Thema ist und wie groß Ihr Vorwissen zu diesem ist, gibt eine erste Einordnung, was Sie selbst leisten können. Eine initiale Selbsteinschätzung gibt einen ersten zeitlichen Rahmen, wie intensiv ein Thema studiert werden muss und inwieweit potenzielle inhaltliche Defizite ausgeglichen werden können. Auf diese Weise bereitet man sich bereits auf etwaige Schwierigkeiten vor und kann seine Planung entsprechend vornehmen.

3. Motivation
Die Frage nach dem Motivationsantreiber kann die Qualität des Lernens erheblich beeinflussen. Man unterscheidet dabei zwischen der intrinsischen und extrinsischen Motivation. Sobald man eine Thematik aus seiner selbst willen lernen möchte, weil man daran Spaß hat oder das Lernen als sinnvoll betrachtet, spricht man von der intrinsischen (Latein „intrinsecus“ = hineinwärts, inwendig) Motivation. Den Gegenpol bildet die extrinsische Motivation, welche Motivation von außen bewirkt. Faktoren für extrinsische Motivation können finanzielle Anreize (Beförderung), Status und Anerkennung oder auch die Erwartungen von Anderen sein. Die intrinsische Motivation wirkt sich auf den Lernerfolg am stärksten aus, indem wir konstant das Ziel vor Augen haben. Die extrinsische Motivation kann jedoch zusätzlich helfen, indem man in Tiefphasen einen kleinen Push von außen benötigt.

Physische Voraussetzungen

1. Die Lernumgebung
Die ideale Lernumgebung bietet so wenig wie möglich Gefahr der Ablenkung. Lernpsychologisch ist es sinnvoll, immer denselben Ort des Lernens zu wählen. Ebenso wichtig ist die richtige Zeit zum Lernen. Aus Erfahrungen ist man am Vormittag aufnahmefähiger und produktiver als am Nachmittag. Man sollte, wenn möglich, sowohl örtlich als auch zeitlich Routinen hineinbringen.

2. Äußere Faktoren
Äußere Faktoren wie Druck, Stress oder zu hohe Erwartungen mindern den Lernerfolg und sollten aus diesem Grund vermieden oder diesen frühzeitig entgegengewirkt werden. Das passende Zeitmanagement kann dem entgegenwirken. Ebenso bietet eine offene Kommunikation bzgl. aufkommender Fragen, Probleme oder anderen Ungewissheiten die Minderung psychischen Drucks.

3. Lernmaterial
Das Angebot an Lernmaterial zu diversen Themen ist unüberschaubar. Lehrbücher, Hörbücher, Online-Kurse oder Apps auf dem Smartphone sind nur einige von vielen möglichen Lernmaterialien. Welche Form am besten geeignet ist, hängt zum einen von den Lerntypen und zum anderen von den bevorzugten Lerntechniken ab, sollten jedoch einfach ausprobiert werden.

Welche Lerntypen gibt es?

Der Lernprozess ist mit wichtigen und persönlichen Erfahrungen verbunden. Daher verarbeitet und speichert jede Person Informationen auf ihre eigene Art und Weise. Es haben sich demnach verschiedene Lerntypen etabliert, die nach den Präferenzen des Individuums in Hinblick auf die Art und Weise, wie die Informationen aufgenommen, verarbeitet und wiedergegeben werden. Es werden sieben Lerntypen unterschieden:

  • 1. Auditiver Lerntyp
    Der auditive Lerntyp lernt am besten durch das Hören und Sprechen.
  • 2. Visueller Lerntyp
    Der visuelle Lerntyp verarbeitet Informationen mit Hilfe von Bildern.
  • 3. Motorischer Lerntyp
    Der motorische Lerntyp ist eher praktisch veranlagt, welcher Impulse direkt in Aktionen umsetzt.
  • 4. Kommunikativer Lerntyp
    Der kommunikative Lerntyp lernt am besten innerhalb einer Gruppe und gestaltet Lerneinheiten aktiv mit.
  • 5. Personenorientierter Lerntyp
    Der personenorientierte Lerntyp sucht sich meist eine Bezugsperson, die ihm das Wissen vermittelt.
  • 6. Medienorientierter Lerntyp
    Der medienorientierte Lerntyp lernt selbstständig und eigenverantwortlich in Verbindung mit Medien.
  • 7. Mischtypen
    Es entspricht nicht jede Person genau einem Lerntyp. In der Realität treten die genannten Lerntypen in gewissen Anteilen auf und bilden so einen Mischtypen, der auf unterschiedlichen Lerntechniken zurückgreifen kann.

Wie viele Stunden kann man effektiv lernen?

Die Effektivität von Lerntechniken ist stark von der einzelnen Konzentrationsfähigkeit abhängig. Im Allgemeinen spricht man von der 6-Stunden-Regel, die besagt, dass konzentriertes Arbeiten nur 6 Stunden am Tag möglich ist – inklusive entsprechender Pausen. Unsere Hirnleistung entspricht nicht der Leistung einer vorprogrammierten Maschine. Nach Stunden höchster Konzentration ermüdet unser Gehirn. Die Annahme basiert auf unserem Biorhythmus: Unsere Schlafphasen sind jeweils 90 Minuten lang, genau wie unsere Konzentrationsphasen. Jedoch gilt auch beim Lernen: Hören Sie auf Ihren Körper! Jeder Mensch hat seinen eigenen Biorhythmus, der einen zu bestimmten Tageszeiten zu Höchstleistungen befähigt. Statistisch gesehen ist die Leistungskurve am Vormittag zwischen 9 und 10 Uhr sowie am Nachmittag um 16 Uhr am höchsten.

 

leistungskurve
Abbildung 2: Verlauf der Leistung in Relation zur Uhrzeit eines Tages

 

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Literaturverzeichnis
  • F. Rost, Lern- und Arbeitstechniken für das Studium, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010.
  • G. Kraft, Komponist, Lerntechniken & Lernmethoden. Gute Noten ohne Büffeln – Leichter lernen & Prüfungsangst überwinden für bessere Noten und mehr Freizeit. Wie du Lernstrategien richtig einsetzt und dich motivierst. [Tonaufnahme]. neobooks (Hörbuch). 2020.
  • D. L. Karl Josef Klauer, Lehren und Lernen – Einführung in die Instruktionspsychologie, Beltz, 2012.
  • D. Reinhaus, Lerntechniken, Haufe-Lexware, 2011.
  • S. S. Heiko Burchert, Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens – Eine anwendungsorientierte Einführung, De Gruyter, 2014.
  • D. Konnertz, Power-Gedächtnis – fit in 30 Minuten, GABAL, 2000.
  • M. S. Knowles, E. F. I. Holton und R. A. Swanson, „Lebenslanges Lernen. Andragogik und Erwachsenenlernen,“ Spektrum Akademischer Verlag, 2007.
  • K. Schroer, Effektiv Lernen – So gehts! – Für Schüler, Studenten und Erwachsene, farbstrahl digital GbR, 2014.
  • C. Neuerburg, Lerntypen und ihre Bedeutung für die Praxis der Personalentwicklung, Diplom.de, 2006.
  • U. Oppolzer, „Super lernen – Tipps & Tricks von A – Z ; effektiver Lernen ; mit vielen Übungen,“ Humboldt, 2008.
  • M. Bönsch, Nachhaltiges Lernen durch Üben und Wiederholen, Schneider Verlag Hohengehren, 2005.
  • S. Warentest, „Lerntipps für Erwachsene – Lebenslang lernen,“ https://www.test.de/Lebenslang-lernen-Lerntipps-fuer-Erwachsene-4587914-0/, 2013.

Auf einen Blick:

Was sind Lerntechniken?+

Lerntechniken unterteilt man in die Form des Lernens und der dabei angewandten Strategien. Beispiele sind hierbei das Visualisieren (Bsp.: Mind-Mapping), das Clustern oder auch ganze Poster.

Was gibt es für Lerntechniken?+

Je nach Lerntyp sind unterschiedliche Lerntechniken effektiver. Im Lernprozess kommt es final auf eine erfolgreiche Speicherung und insbesondere eine mühelose Abrufbarkeit der gelernten Inhalte an.3 Im Folgenden werden zwei bekannte Lerntechniken vorgestellt:

  • SQ3R
  • Loci-Technik

Welche Lerntypen gibt es?+

Es werden sieben Lerntypen unterschieden:

  • 1. Auditiver Lerntyp
  • 2. Visueller Lerntyp
  • 3. Motorischer Lerntyp
  • 4. Kommunikativer Lerntyp
  • 5. Personenorientierter Lerntyp
  • 6. Medienorientierter Lerntyp
  • 7. Mischtypen

Wie viele Stunden kann man effektiv lernen?+

Die maximale Lernzeit ist stark von der einzelnen Konzentrationsfähigkeit abhängig. Im Allgemeinen spricht man von der 6-Stunden-Regel, die besagt, dass konzentriertes Arbeiten nur 6 Stunden am Tag möglich ist – inklusive entsprechender Pausen.